Freitag, 19. Oktober 2007

Jobsuche Teil 2

Nach einigen Tagen war der Vorstellungstermin schließlich da und ich hatte mich kein bisschen darauf vorbereitet. Eine Stunde vor dem Termin erreichte mich meine Situation schließlich (faule Menschen sollten wissen was gemeint ist) und ich sah kurz im Internet nach wo ich überhaupt hinfahren musste. Angenehmerweise war der Laden gleich um die Ecke, was mich, wie ich fand, wieder ein Stück weiter in meine wohlige gesellschaftliche Niesche bestätigte.
Ich habe eben „Laden“ geschrieben, obwohl ich finde dass das doof klingt, weil ich versäumt hab zu erwähnen wie mein Arbeitsplatz eigentlich heißt, bzw. was er überhaupt ist: Er ist ein Callcenter, aber kein gewöhnliches natürlich! Nein, in einem gewöhnlichen Callcenter hatte ich schon mal 2 Tage (…) gearbeitet und ich fand es furchtbar. Das war so eine Lotto-Geschichte und ich musste Leuten was andrehen was ich aber nicht auf die Reihe gekriegt hab, weil ich mich so schlecht dabei fühlte. Das wollte ich nicht noch mal haben. Auf dieses Callcenter, die „Fundraising Gmbh“ bin ich angesprungen, weil in der Stellenanzeige stand, es würden „Leute mit Herz und Mundwerk am rechten Fleck“ gesucht und das hat mich zumindest neugierig gemacht. Genau das hab ich dann auch beim Vorstellungsgespräch gesagt und so… war es.
Im Endeffekt wurde ich angestellt. Die Arbeit dort besteht darin dass man potentielle oder ehemalige Spender im Namen diverser Hilfsorganisationen anruft und ihnen ein Spendenprogramm anbietet dass tatsächlich für alle beteiligten Vorteilhaft ist (soweit ich das beurteilen kann). Leider stand im Arbeitsvertrag, dass man nicht über die Menschen auf der Arbeit schreiben und das geschriebene veröffentlichen darf.

Ich möchte diesen Post mit was Lustigem schließen, darum erwähne ich noch einen peinlichen Versprecher aus einem meiner Gespräche: Ich beende eigentlich jedes Gespräch inzwischen mit „Auf Wiederhören“, was ich mir erstmal angewöhnen musste weil ich das etwas gestelzt finde. Jedenfalls hab ich einmal aus Versehen bei einem Gesprächsende „auf jeden Fall“ gesagt und erst dann realisiert was ich da gesagt hatte. Es entstand eine kurze unangenehme Stille und ich ging in Gedanken rasend schnell meine Möglichkeiten zur Rettung der Situation durch: „…Herr Kollege“, „…freue ich mich sie gesprochen zu haben“, „…möchte ich sie wiederhören“ – nichts schien gut genug. Die Frau antwortete schließlich mit einem extra vorsichtigem „Auf Wiederhören“ und legte auf...

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Jobsuche

Nach einer langen Zeit in der ich wenig gemacht hatte, was eigentlich nur eine Umschreibung dafür ist dass ich praktisch nichts gemacht habe, habe ich mir vor ca. einem Monat endlich einen Job gesucht. Man könnte es vielleicht auch so formulieren das der Job mich „gefunden“ hat da von Suche im Grunde nicht die Rede sein kann. Ich bin ein sehr fauler Mensch und es fällt mir schwer mich über längere Zeit auf Dinge wie Bewerbungen um ein Studium und Praktika- oder Jobsuche zu konzentrieren bzw. mich tatsächlich gewissenhaft darum zu kümmern. Diese Dinge scheinen den Platz in dem Feld mir zur Verfügung stehender Tätigkeiten eingenommen zu haben, den Jahrelang Hausaufgaben und Klausurvorbereitungen innehatten.

Eigentlich müsste ich es nun leichter haben, nun da sich meine Freizeit zu beinahe mühsam abzutragenden Bergen häuft (ich verkläre Freizeit zur Arbeit: so faul bin ich), doch mehr Freizeit scheint einfach nur mehr Raum für meine Faulheit zu lassen. Diese meine Faulheit wird mit der sich häufenden Zeit immer anspruchsvoller und muss mit immer neuen (nennen wir sie:) Antidingen gefüttert werden. Antidinge sind Tätigkeiten ohne Anspruch und vorzugsweise Tätigkeiten denen man parallel zu weiteren Antidingen frönen kann um die Antienergie zu bündeln. Filme gucken, Hörspiele hören, Gitarre Spielen, im Internet Surfen, Musik hören, Essen, Trinken, Rauchen – meine haupt-Antidinge. Bücher lesen und Schreiben ist für mich leider nur ein halbes Antiding, selbst dazu muss ich mich überwinden.

Wo war ich? Ach ja: Ich hab also einen Job gesucht und das lief so ab: Ich erwachte eines Morgens, sah besonders ernst in den Spiegel und erinnerte mich daran, dass ich was tun muss um aus meinem Leben was zu machen etc. Also ging ich sofort zum Kiosk um die Ecke, kaufte mir die neue Zitty und ein paar Zigaretten und fühlte mich großartig. Für den Rückweg nach Hause war ich ein Mann mit einer Mission (Jobsuche) und den nötigen Mitteln um diese Mission zu erfüllen. Ich kannte meinen Weg.
Zuhause schlug ich zum ersten und letzten Mal diese Ausgabe der Zitty auf und las die Stellenangebote. Ich fand nur eines das mir gefiel, markierte es und ließ die ganze Aktion eine Weile ruhen um zu sehen was es an dem Morgen so Neues im Internet für mich gab. Dann zog ich die aufgeschlagene Zitty wieder vor mich und obwohl ich mir dessen nicht bewusst war, bin ich mir sicher dass der Bereich in meinem Verstand der für Faulheit verantwortlich ist in diesem entscheidenden Moment die oben aufgeführte Liste an Antidingen durchgegangen ist um mich noch ein klein wenig länger vor ebenjenem entscheidenden Moment fernzuhalten. Ich beschloss mir erstmal einen Kaffee zu machen, den hatte ich mir verdient.
Nun konnte mich nichts mehr aufhalten, also nahm ich den Hörer, ich wählte die Nummer und ich hatte den Vorstellungstermin. Ein einziger Anruf und die Jobsuche war beendet.
Wie, fragte ich mich, soll ein so fauler Mensch wie ich je zum Fleiß bekehrt werden wenn ich von meinem Umfeld doch stets in diese behagliche gesellschaftliche Niesche des "Faulen" gewiesen werde?
Naja, in der Gewissheit etwas Gutes geschafft zu haben trank ich dann meinen Kaffee, rauchte eine Zigarette und hörte Musik.

 

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