Montag, 17. September 2007

Tagebuch einer Reise durch Irland - Tag 13

Tag 13

Ich wachte auf in einem nassen Schlafsack, der aber zum Glück relativ warm war. Ich schälte mich aus dem nassen Schlafsack, suchte mir ein paar halbwegs trockene Sachen aus meinem Rucksack und zog mich um. Es war ein sehr kalter Morgen und ich lief zitternd durch die Gegend, während Jan sich bemühte aufzustehen.

Nach einer Weile haben wir bei Tesco gefrühstückt. Dann sind wir in die Bilbiothek (gleich nebenan) und haben uns eine Karte zur Straße nach Dublin besorgt. Wir mussten sehr weit laufen, was besonders wegen dem Straßenlärm etwas zermürbend war.

An der Hauptstraße suchten wir uns einen netten Fleck zum trampen und nach einem Weilchen nahm uns eine spirituell wirkende, dunkelhaarige Frau mit Silberblick mit. Ich saß vorne. Die Fahrt war anstrengend. Die seltsame Frau redete wirklich ohne Pause und steigerte sich fürchterlich in ihre Ansichten hinein.
z.B. belehrte sie mich was typisch irisch sei. Schöne Augen waren darunter (…). Dann verglich sie das mit ihrem Bild von Deutschen das sie uns unterbreitete:

„You Germans! You always have your head in the sand! We irish we have our head in the clouds… but you, you’re always rationalizing everything! You’re so sensible!”

Ich versuchte mein Gesicht möglichst ausdruckslos zu halten, während sie mir mit irrem Silberblick mein grundlegendes deutsches Wesen erklärte und dabei immer wieder in ein plötzliches, unkontrolliert wirkendes Lachen ausbrach. Ich hab versucht zu argumentieren aber das funktionierte nicht.

Hinzu kam dass sie uns an einer ziemlich ungünstigen Stelle zum Weitertrampen absetzte. Wir mussten dort lange warten und wurden rückfällig. Wir fingen wieder an ein Schild zu steinigen. Diesmal ein Temposchild. Die Steine wurden immer größer und bald gab es Extra-Punkte für Lautstärke des Aufpralls und Eleganz der Wurftechnik etc. Immer wenn Autos vorbeikamen versteckten wir die Steine hinterm Rücken und versuchten harmlos auszusehen.

Nachdem viele Steine das Temposchild gestreift hatten, hielt ein Trucker für uns. Ein echter, richtiger Trucker mit großer Windschutzscheibe. Das war wieder ne ganz nette Fahrt, der Trucker hatte viel zu erzählen und war sehr lustig. Am Stadtrand hat er uns raus gelassen, von da sind wir mit dem Bus gefahren und dann haben wir uns bis zur Adresse von Bevan’s Freunden durchgefragt.

Ein etwas konfuser & schüchterner Alex (der nur „Al“ genannt wurde) ließ uns rein. Wir kriegten ziemlich leckeren Kaffee gemacht und saßen auf dem Sofa rum, während Al nicht so wirklich wusste was er machen sollte, offensichtlich hatte ihm niemand was von uns gesagt. Nach einer Weile kam ein lustiger Typ namens Cliff, mit dem haben wir uns ein bisschen unterhalten und was geraucht.

Cliff konnte ziemlich gut Geschichten erzählen. Er ist so jemand der dann aufspringt und die lustigen Szenen nachstellt. Ich erinnere mich grad an eine von seinen Geschichten, über einen Klumpen Gras am Flughafen, der nur mit viel Glück nicht gefunden wurde als man ihn filzte. Als Cliff die erzählte war das unglaublich witzig.

Nach einer Weile kam auch Gabriel an, das war der Typ den Bevan angetextet hatte. Sah ein bisschen schräg aus. Großer Kopf, dünner Körper, große rote Beulen unter dem rechten Ohr den Hals hinunter und in einen feinen Anzug gehüllt. Er war Hotelmanager. Gabriel war lustig und ganz nett, aber oft ziemlich fies zu Al. Er hatte so einen running Gag, er sagte immer

„get outta here Al!“

wenn Al den Raum betrat und versuchte ständig uns dazu zu kriegen das auch zu sagen. In Zivil sah Gabriel gleich ganz anders aus: billiges Shirt, lockere Hose und Schlappen. Er erzählte uns von einer beeindruckenden Asientour von der er gerade zurückgekommen war, indem er mit dem Finger über die Weltkarte fuhr und die Namen der Länder murmelte auf die er zeigte.

Abends bekifften und betranken wir uns alle, Jan schlief auf dem Sofa ein und ich bin (im Rausch) noch mit Gabriel und Al zu Gwen, einer Freundin von Gabriel. Das war ein ganz lustiger Abend wir waren einfach nur bei Gwen und ihrem seltsamen Freund und ich konnte beobachten wie Gabriel versuchte Gwen zu beeindrucken und ihren Freund zu diffamieren. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass Gabriels Reise eigentlich eher ein Drogentrip gewesen war. Er erzählte auch ein paar lustige Geschichten über Abstürze während seines Jobs. Einmal unterhielt ich mich kurz mit Al, der ziemlich in Ordnung schien und mir erzählte dass er arbeitsloser Fotograf ist.

Danach sind wir wieder zurück zum Haus und ich bin gleich auf dem Boden (mit Isomatte & Decke) eingeschlafen.

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