Mittwoch, 12. September 2007

Tagebuch einer Reise durch Irland - Tag 11

Tag 11

Der Morgen bei dem jungen glücklichen Pärchen war sehr angenehm. Wir konnten bequem ausschlafen und ich hatte keinen Kater von dem vielen Whisky. Das war toll.

In dem Zimmer haben wir übernachtet, das Zimmer mit dem Buddha und dem schrägen Gemälde.

Wir haben uns Zeit mit dem Aufstehen gelassen, entspannt geduscht und dann gefrühstückt. Bevan & Vanessa boten uns Vollkornbrot (Rarität in Irland!), Butter(!), guten Dubliner Cheese und Haferbrei mit Früchten an & wir haben alles ganz, ganz oft abgelehnt wie sich das gehört und am Ende dann am meisten gegessen.

Ich weiß noch genau, dass mich Rowan an diesem Morgen ständig mit geradezu verletzend misstrauischen Blicken taxiert hat. Beinahe bösartig. Ich hab mich plötzlich sehr unwohl und durchschaut gefühlt. Bevan merkte das und versuchte Rowan zum Lachen zu bringen, aber Rowan ließ nicht von mir ab und ich konnte auch nicht wegsehen. Ich hab mir dann ernsthaft Sorgen gemacht, was ich wohl an mir haben müsste das ein zwei Monate altes Baby so misstrauisch macht.

Wir haben natürlich abgespült und alles, das haben wir immer gemacht (steht sogar in Jan’s Couchsurfing-Profil). Als wir schließlich alles gepackt hatten meinten die beiden wir könnten nun entweder mit ihnen nach Letterfrack fahren, da sie was kaufen mussten, oder noch ein wenig im Haus bleiben und entspannen. Die Versuchung war groß, aber die beiden waren einfach so unfassbar nett, dass wir es ihnen nicht zutrauten uns ehrlich zu sagen falls wir ihnen auf die Nerven gingen, also entschieden wir uns zu gehen. Wir wollten ja auch in Bewegung bleiben. Natürlich konnten wir diesmal nicht gehen ohne ein Foto von den beiden und Rowan zu machen.

Hat ihre liebenswürdigen Persönlichkeiten sehr gut eingefangen finde ich.

Das Haus mit den Herzchen & Jan mit lustiger Frisur.

Wir sind wieder zu fünft ins Auto und fuhren nach Letterfrack. Genau in dem Moment als wir einparkten fasste ich mir an die Nase und merkte, dass ich meine Brille vergessen hatte. Also sind wir noch mal zurück, ich hab die Brille geholt, das Pärchen reagierte mit übermenschlicher Geduld und wir sind wieder nach Letterfrack. Dort haben wir uns sehr nett von den beiden verabschiedet.

Ab dem Punkt ging es wieder ein wenig abwärts. Wir wollten weitertrampen an einen schönen Ort im Norden namens Killeen, leider hat aber kaum jemand für uns gehalten. Dadurch hatten wir viel Zeit zum singen und quatschen und ich habe immer mal wieder „Hallelujah“ angestimmt. Jan kannte dass Lied nicht. An der Stelle wo es heißt „the minor fall, the major lift“ hat er immer „the Major lives!“ mitgesungen was ich ziemlich lustig fand. Er meinte er dachte das wäre irgendeine seltsame Metapher. Irgendwann begann Jan auf die Melodie seinen eigenen Text zu singen. Das verselbstständigte sich und wir fingen an zum Zeitvertreib neue Strophen zu entwickeln:

“I heard there was a secret car
That David drove and he drove it far
But you don’t really care for hitching, do ya?
Well it goes like this you clench your fist
You spread your thump and you get a lift
And on your Lift you feel like Hallelujah

Hallelujah…”
etc.

Wir hatten uns übrigens wieder ein wenig gesplittet, standen aber bloß 20 Meter voneinander entfernt (kein Platz). Ich stand vor einem Shop aus dem nach einer Weile die Besitzerin kam und mir anbot ein Schild für mich zu machen.

Nach Jan’s Erfahrung bringen Schilder meistens nichts, da die meisten Leute sie als Entschuldigung sehen nicht anhalten zu müssen. Sie denken sich dann dass sie ja nicht bis zu dem gewünschten Ort durchfahren und man deshalb vermutlich eh nicht mit will. Es gibt noch eine eherne Regel beim Trampen und die lautet: niemals bettelnd wirken, also kein Hundeblick, keine Elendsmiene, keine Bitte-Bitte Gesten.

Auf dem Schild dass mir die Verkäuferin raus gab stand: Killeen PLEASE!

Das „Please“ hatte sie tatsächlich dreifach unterstrichen und mit seltsamen bunten Schnörkeln versehen. Ich hab das Schild unter den freundlichen Blicken der Frau angenommen und versucht es so zu halten dass das PLEASE! nicht zu sehen war.

Nach einer Weile hat ein recht junger irischer Volksmusiker (Querflötist) für uns gehalten. Der war wirklich nett, lustig & quirlig. Er konnte uns leider nicht bis Killeen mitnehmen und hat uns dann in „Leenaun“ abgesetzt.

Leenaun war schrecklich. Es hat ununterbrochen geregnet. Es gab tatsächlich bloß einen einzigen Fleck Sonne der sich gut sichtbar, aber unerreichbar über die ferne Landschaft bewegt hat. Als hätte der da Oben mal wieder seinen Spaß mit uns.

Es fing also an zu Regnen und dann kam auch noch Nebel und wir haben uns erstmal untergestellt und ein paar deprimierende Fotos von Leenaun gemacht.

Leenaun.

Ich mit einer ekligen Orangenlimonade.

Jan, sitzend.

Wir wollten da wieder weg und nach Killeen nahm uns keiner mit. Also sind wir zurück nach Letterfrack getrampt, mit einem französischen Pärchen. Die haben uns sogar gleich zu dem Hostel gefahren, wo wir ursprünglich in Letterfrack hinwollten.

Wir sind ins Hostel rein und fragten nach Plätzen, wir durften aber bloß für 5 Euro (!) pro Person unser Zelt im Garten aufschlagen und die Toiletten im Hostel benutzen. Das war ein schlechter Witz, also haben wir uns zu Jan’s Spot aufgemacht. Um dahin zu gelangen musste man über eine Absperrung klettern und dann durch ein Feld voller… Achtung… gleich… Pferde! Und Schlammpfützen noch dazu. War alles komplett versumpft. Zum Glück standen uns die Pferde nicht im Weg darum mussten wir bloß durch den Sumpf waten (ich übertreibe).

Jan’s Spot sah tatsächlich ganz nett aus. Eine gut geschützter, grüner Spot mit einem Baum wie der am Strand mit den Asseln. War sehr hübsch.

Nachdem wir unser Zelt aufgebaut hatten beschloss Jan in den Letterfracker Nationalpark einzubrechen. Er hatte ja schon mal hier gecampt und kannte einen geheimen Eingang. Ich zögerte erst und wollte dann auch mit. Wir stülpten uns so kleine Brötchen-Plastiktüten, die wir uns immer bei Tesco mitgenommen hatten, über die Schuhe damit sie nicht zuu nass wurden und wanderten los. Zuerst sind wir durch einen kleineren Zaun geschlüpft und mussten dann durch ein sehr seltsames, relativ steiles Feld.

Es war windig da.

Und schön.

Durch das hohe Gras konnte man den Boden nicht sehen, der sehr löchrig war. Man rutschte ständig mit einem Fuß in eins dieser Löcher, daher kamen wir nur langsam voran. Jan fand einen Eingang in den Nationalpark, wieder ein läuternder Dornenpfad, und auf der anderen Seite zogen wir dann die nutzlosen Reste der Plastiktüten von unseren Schuhen.

Im Nationalpark gab es einen Berg den wir nun besteigen wollten. Da kann man nicht so viel drüber schreiben denke ich. War eine recht meditative Erfahrung. Es war extrem windig und es wurde nach oben hin immer windiger und kälter. Naja ich lass die Bilder mal lieber für sich sprechen:

Jan vor dem Berg.

Ich mit Wind im Gesicht.

Aussicht am Fuß des Berges.

Jan und ich mit noch mehr Wind im Gesicht. Mir fällt gerade auf, dass sich Jans Gesicht im Wind entspannt während meins zur Grimasse wird.














Ich am Gipfel mit Sieger-Kippe. Da war auf einmal viel weniger Wind.

Der Abstieg.

Aus diesem Bach haben wir uns auf dem Rückweg unser Wasser geholt.

Gelbes Wasser… Das Wasser in Clifden war aber noch einen Tick gelber.

Danach sind wir wieder den ganzen Weg zurück zum Lager und haben uns Nudeln gekocht. Als es uns an einer guten Sitzunterlage mangelte entschieden wir, dass es endlich Zeit war unseren Survival-Bag zu gebrauchen. Wir waren lange genug gereist ohne ihn zu benutzen, einfach nur die Sicherheit genießend, im Notfall doch noch einen Survival-Bag zu haben. Jan entschied ihn diese Nacht als Unterlage zu verwenden

Wir haben uns also drauf gesetzt und merkten dann, dass das Teil extrem rutschig war. Der Gedanke daran was das diese Nacht für Jan bedeuten konnte war lustig. Wir haben uns vorgestellt wie Jan nachts, während es draußen regnete langsam unter seinem Tarp hervor ins freie gleiten würde.

Zu Essen gab es Nudeln in Rotweinsauce. Wir wollten die Gaskartusche, die fasst leer war, aufbrauchen und haben uns damit ein kleines Feuer gemacht.







Es war nass da.

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