Mittwoch, 4. Juli 2007

Die Suppe

Das hier ist so ziemlich die erst (echte, eigene, freiwillig verfasste) Kurzgeschichte die ich geschrieben hab. Ich hatte diese verrückte Idee eine Krimi/Thriller-Persiflage zu schreiben in der ich so viele Redewendungen & Sprichwörter einbaue wie möglich. Also hab ich mir eine Liste mit allen brauchbaren Redewendungen erstellt und die "Story" ist eigentlich nur beim abarbeiten dieser Liste entstanden. Ich find den Text immernoch ziemlich lustig, ausserdem bin ich fasziniert davon wie makaber sie gegen Ende wird. Irgendwie haben all meine Geschichten immer etwas makabres an sich...
Ach, und falls irgendwer das hier liest kann jene Person gerne, die entdeckten Sprichwörter in den Kommentaren posten, damit das ganze was interaktives hat.
Hier also die Geschichte:


Die Suppe

Die Suppe war gut. Die Wurst darin hob sich von der Masse ab. Ich lieferte sie an mein Messer und teilte sie in mundgerechte Stücke. Doch eben als ich ein solches aufgabeln wollte fiel mir ein Fremder ins Auge. Er hätte auch ins Auge gehen können dachte ich bei mir, der Fremde war mir gleich unsympathisch.
Plötzlich stand er auf, biss in einen Apfel und sah mich dabei feindselig aus tränenden Augen an. Dann schritt er auf mich zu, baute sich vor meiner Suppe auf und schloss seine Faust um den Salzstreuer.
Ich sah die Genugtuung in den Augen des Fremden als er den Salzstreuer hob und ihn über meiner Suppe kippte dass es nur so rieselte. Ich nahm einen Löffel Suppe zu mir, verzog das Gesicht und spuckte aus. Er hatte seine Intentionen deklariert.
Das Salz brannte in meiner Mundhöhle, es hatte mir den Gaumen abgebrüht. „Ziemlich abgebrüht“ meinte der Fremde, als er mir in meinen in hilfloser Pein weit geöffneten Mund sah.
Ich gab den Löffel ab, den würde ich nicht mehr brauchen. Dann biss ich in die Grasbeilage um das Salz zu neutralisieren. Ein paar Radieschen lagen daneben, ich sah sie mir von unten an, bemerkte Dreck und legte sie wieder hin.
Der Fremde tat sich keinen Zwang und mir Gewalt an. Er kaute mir ein Ohr ab, ganz langsam. Von dem sollte ich mir ein Stück abschneiden, dachte ich.
Ich schnitt seine Hand ab. Er nahm sie in die andere, schüttelte sie ein wenig und hielt sie für mich ins Feuer. Dann reichte er mir das gebratene Fleisch. Die knusprige Haut ging ihm gut von der Hand.
Spontan gab ich dem Fremden meine kleine Taschenlampe. Er drückte sie sich in seinen Stumpf und improvisierte so einen praktischen Armleuchter. Dankbar nickte er mir zu. Die Lage entspannte sich, leider musste die Suppe schließlich eiskalt abserviert werden. Als Entschädigung servierte man mir einen Nierentee. Ich gab ihn dem Fremden der die abartige Fleischbrühe gierig schluckte.
Plötzlich begann mich der Armstumpf des Fremden zu ekeln, er versuchte die ganze Zeit sein Fett weg zu kriegen. Ich erhob mich. Der Fremde verabschiedete sich, er würde mich das nächste Mal mit offenen Armen empfangen und mir sein Herz ausschütten. Angewidert ging ich davon.
Danach bin ich ohne Zeitgefühl, meine Uhr war ab, gelaufen, durch die ganze Stadt.

Ende.


Danke für's Lesen!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Oh wei, ich habe mich echt kaputt gelacht!
Hier nun die endeckten Redewendungen:
-sich von der Masse abheben
-ans Messer liefern
-etwas aufgabeln
-ins Auge fallen
-ins Auge gehen können
-in den (sauren) Apfel beißen?
-abgebrüht sein
-Löffel abgeben
-ins Gras beißen
-Radischen von unten ansehen
-keinen Zwang antun
-Ohr abkauen
-ein Stück abschneiden können
-die Hand ins Feuer legen
-gut von der Hand gehen
-Armleuchter
-eine sich entspannende Lage
-jemanden eiskalt abservieren
-sein Fett wegbekommen
-mit offenen Armen empfangen
-jemandem sein Herz ausschütten
-die Uhr ist abgelaufen

Bestimmt habe ich was übersehen. Schwamm drüber.

Kairamon hat gesagt…

Jaa ich glaube das sind fast alle ^^
Nur "jemandem die Suppe versalzen" fehlt noch. Freut mich sehr dass dir die Geschtichte gefallen hat! :)

 

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